Chronik

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1924 – Vereinsgründung

In diesem Jahr rief der preußische Landstallmeister Gustav Rau die Jugend auf die Pferde und regte so die Gründung der Reitervereine an. Neben dem Platz für Hobbyreiter standen natürlich nationale und militärische Interessen im Vordergrund. Der Wehrwille der Bevölkerung sollte so erhalten bleiben. Viele der örtlichen Bauern und Handwerker hatten ihren Militärdienst bei der kaiserlichen Kavallerie in Düsseldorf oder den Ulanen in Krefeld abgeleistet und sahen nun gerne, dass ihre Söhne ebenfalls eine gute Reitausbildung bekamen.
Im Herbst 1924 fand die Gründungsversammlung statt. Robert Klump, Walter Büscher, Fritz Husmann, Walter Klump, Hans Krusdick, Fritz Mölleken, Johann Neuenhoff, Ernst Rahmann, Wilhelm Klump, Karl Schawach, Willi Schroer, Paul Sprünken und Arnold Tennagels waren die Gründungsmitglieder.
 
Der Reitbetrieb konnte beginnen als Hermann Mengeler eine Heidefläche im Mühlenrott als Reitplatz zur Verfügung stellte und Heinrich Hasselmeier als erster Reitlehrer gewonnen werden konnte. Nur wenige ritten damals auf Warmblütern. Die meisten hatten schwere Arbeitspferde, die in der Landwirtschaft eingesetzt wurden. Daher fanden die Reitstunden am Sonntagmorgen statt, wenn die Landwirtschaft ruhte. Ludwig Pollmann fungierte als Fahrlehrer. Außerdem hatte die Kaltblutzucht in Hamminkeln einen hohen Stand. So brachten die Zuchtstuten von Heinrich Elmer und Paul van Nahmen oft erste Preise von den Landestierschauen mit. 


1929 – Standartenweihe

1929 wurde der Reiterverein von den Veteranen der Husaren und Ulanen aus der Umgebung eine Standarte gestiftet. Die Standartenweihe fand am 30. Juni 1929 auf den Kloppertschen Wiesen (heute Weikensee) statt. Es schlossen sich ein Umzug durch Ringenberg und Hamminkeln sowie eine Parade auf dem Molkereiplatz an. 

Die Standarte ist heute ein Kleinod. 1933 fanden sich Sponsoren, die sie restaurieren ließen. Dabei stellte sich heraus, dass sie aus hochwertiger reiner Seide hergestellt worden ist und die Stifter bereits damals tief in die Tasche gegriffen haben.

Standartenweihe 1929

 

Ebenfalls 1929 kam die Jugendmannschaft siegreich vom Landesturnier der Rheinprovinz in Krefeld heim. Die Reise dauerte 2 Tage und erfolgte mit Kutschen, an welche die Turnierpferde angebunden waren. Noch im hohen Alter berichteten die Teilnehmer dieser Fahrt mit Begeisterung vom ersten Nachtbummel ihres Lebens in einer Großstadt. 


1932 – Turniergemeinschaft

Von nun an stellten die Reiter und Fahrer ihr Können in zahlreichen Wettkämpfen unter Beweis. Viele Rennsiege trug dabei Arnold Tennagels mit seinem Vollblüter bei. 
Da ein Turnier schon damals kostenaufwendig war, schlossen sich die Reitervereine Brünen, Damm, Obrighoven und Hamminkeln zur Turniergemeinschaft Rees – Süd zusammen und führten reihum einmal pro Jahr ein Turnier durch. 1932 war Hamminkeln an der Reihe.
Das Turnier fand auf den Kloppertschen Wiesen statt. Im selben Jahr bekam Heinrich Hasselmeier den bei General Stecken in Münster ausgebildeten Jungreitlehrer Hermann Effing zur Seite gestellt.


1934 – Nationalsozialismus

In Folge des Nationalsozialismus erfolgte 1934 das zeitweilige Aus für den Reiterverein. Er wurde in den SA Reitersturm überführt. Reitstunden fanden fortan in Uniform statt und es wurde öffentlich viel auf Parteikundgebungen und Aufmärschen geritten. 
Im Herbst 1939 Fand die letzte Fuchsjagd vor dem Krieg statt. Dem Sieger Hermann Effing wäre beinahe der Fuchsschwanz abgesprochen worden, da er der einzige alte Reiter war, der weder Mitglied der SA war noch eine Uniform trug. Jedoch verhinderten dies die teilnehmenden Offiziere. 
Der Krieg unterbrach danach alle Aktivitäten der Reiter. Pferde und Sattelzeug wurden von der Wehrmacht eingezogen.


1947 – Nachkriegszeit

1947 durfte sich der Verein – mit Erlaubnis der Besatzer – unter seinem alten Namen neu gründen. Die Neugründer waren Erich Klump, Willi Hülsken, Willi Meinen, Bernhard Heggemann, Kurt Reis, Heinrich Grunden,, Kurt Neuenhoff, Edith Reis, Hermann Neu sowie Maria und Leo von Mulert. 1. Vorsitzender wurde Hermann Lenkeit.

Durch die wieder gewonnene Freude am Vereinsleben wurden zum Beispiel Wurstreiten und Fuchsjagd zu großen Ereignissen, von denen es viele Anekdoten gibt. 
Das Wurstessen fand am Rosenmontag im Vereinslokal bei Ludwig Pollmann statt. Die Reiter holten damals wie heute die Wurst bei den Vereinsmitgliedern ab. Einige Reiter schafften es auf Grund zahlreicher Schnäpse nicht mehr zum abendlichen Wurstessen, auch wenn der Verzehr luftgetrockneter Mettwürste unterwegs die Wirkung des Schnapses mildern sollte. 
  
Reitlehrer war damals Walter Korbach. Das erste Turnier fand auf Gut Loosen statt. Auch die Turniergemeinschaft der Reitervereine lebte wieder auf. 
1952 errang die Hamminkelner Mannschaft mit Kurt und Edith Reis, Maria von Mulert und Hermann Neu die Landesstandarte. Auf den Kreisturnieren siegte in den 50er und 60er Jahren oft die Mannschaft mit den Reitern Heinz Terörde, Jürgen Klump und Manfred Steenbeck. 
Ein herausragendes Ereignis war 1959 die Durchführung des Landesturnieres auf der Schützenwiese in Wesel. 
Geritten wurde inzwischen in der Strauchheide nahe des jetzigen Wasserwerkes. Leider wurde nicht der Bau einer Reithalle angestrebt – die wurde dann in Brünen gebaut. 
Zu Turnieren wurde gemeinschaftlich mit einem umgebauten LKW-Anhänger gefahren. Die Fahrten z. B. ins linksrheinische Uedem oder Kranenburg, dauerten oft Stunden, da es in Rees bzw. Emmerich noch keine Rheinbrücke gab. 
  
Durch die Technisierung der Landwirtschaft nahm die Zahl der Pferde ab. Gleichzeitig kamen die Ponys in Mode. Karl Welsing besorgte die Tiere, Willi Kloppert fungierte als Sponsor. Er sorgte auch dafür, dass auf seinen Wiesen Ponyturniere durchgeführt wurden, packte stets selbst mit an und unterstützte die Turniere auch finanziell. Großen Spaß bereiteten auch Fahrten zur Dinslakener Trabrennbahn, wo samstags die Ponys in Juxrennen am Start waren. 


1966 – Bau und Einsturz der ersten Reithalle

1966 sollte mit dem allgemeinen Wechsel im Vorstand auch der Bau einer Reithalle in Angriff genommen werden .Der neue Vorsitzende Gerd Huvermann wollte ein Grundstück zur Verfügung stellen. Mit viel Handarbeit und großer finanzieller Unterstützung durch die Vereinsmitglieder war bald eine Halle errichtet. Jedoch konnten wegen Schwierigkeiten in der Eigentumsfrage die Arbeiten nicht fortgesetzt werden. Im Frühjahr 1969 brachte ein gewaltiger Sturm die Halle zum Einsturz. 1970 fand das Kreisturnier bei den “von Lützow“ – Reitern in der Strauchheide statt und Johannes Egeling aus Dingden konnte als Reitlehrer gewonnen werden. “Mutter Busch” wurde Vereinslokal da Ludwig Pollmann seine Tore schloss. 

In Goch – Heidhausen erreichten 1971 Bärbel Kloppert, Wilhelm Reeh und Helmut Bergendahl den 2. Platz im Wettkampf um das Bundesjugendchampionat. Helmut Bergendahl gewann außerdem den Silbernen Steigbügel. Wilhelm Reeh und Helmut Bergendahl wurden 1972 bei den Deutschen Jugendmeisterschaften platziert. 
1973 gewann die Mannschaft mit Maria Bauhaus, Wilhelm Reeh, Helmut Bergendahl und Antonius van der Linde zuerst den Titel beim Kreisturnier, später auch noch die Rheinische Meisterschaft mit der Landesjugendstandarte. Darüber hinaus wurde Antonius van der Linde Kreismeister und gewann beim Landesturnier den Silbernen Steigbügel. Reitlehrer war zu dieser Zeit Hans-Gerd Bottermann. 


1974 – Vereinsjubiläum

1974 wurde in der Strauchheide das Wasserwerk ausgebaut. – die Reiter mussten weichen. Die Gemeinde Hamminkeln stellte dem Reiterverein das Gelände in der Hülshorst zur Verfügung, das mit viel Arbeit hergerichtet werden musste. Anlässlich des noch im selben Jahr stattfindenden Kreisturniers wurde der Platz offiziell übergeben. Im Winter stellte nun die Familie Viefers ihre Reithalle zur Verfügung, wo auch Reitkurse abgehalten wurden, die mit dem Erwerb des Reitabzeichens endeten. 
Das 50-jährige Vereinsjubiläum wurde ebenfalls in der Reithalle Viefers gefeiert, der anschließende Reiterball fand in der Gaststätte “Mutter Busch” statt. 
Eine Pony- und Jugendabteilung bildete sich und holte unter Ponywart Heinrich Höpken die ersten Preise.
1977 übernahm Friedhelm Holsteg den Vorsitz. Der Verein hatte zu dieser Zeit die Möglichkeit, bei Neuhaus in Mehrhoog Hallenturniere auszurichten. An den Feierlichkeiten zur Hamminkelner 825-Jahrfeier beteiligte sich der Verein mit einem Herbstturnier sowie einem Festumzug. Unterstützt wurde er hier vom berittenen Fanfarencorps des Reitervereins Viersen.

Inzwischen wurden die Reitstunden in mehreren Abteilungen von Heinrich Bottermann abgehalten. Bald konnten sich die Erfolge seiner Schützlinge sehen lassen. 1981 nahm der Verein mit zwei Abteilungen am Landesturnier teil. 1982 wurde “von Lützow” Hamminkeln mit der Ausrichtung der Rheinischen Meisterschaften betraut. Das harte Stück Arbeit wurde von Erfolg gekrönt, denn die Verantwortlichen des Landesverbandes waren sehr erstaunt über die schöne Anlage, um die der Verein von vielen Vereinen auch heute noch beneidet wird.


1980 – Gründung der Voltigierabteilung

Die 1980 von Lieschen Heweling ins Leben gerufene Voltigierabteilung bestand zunächst nur aus einer Schrittgruppe. Im Jahr 1985 begann Dorthe Müller-Neuhöffer als offizielle Trainerin der Voltigierabteilung und führte sie zum Erfolg.

1983 traten Friedhelm Holsteg und Helmut Berning zurück. Als Nachfolger wurden Manfred Krause und Manfred Majert in die Vereinsspitze gewählt.

 1986 übernahm Johannes Kley-Steverding den Vorsitz des Vereins. Die Aktivitäten des neuen Vorstands erreichten mit der Veranstaltung des Diebels-Cups beim jährlichen Sommerturnier ihren Höhepunkt. Jedoch führte der größer werdende Abstand zu den traditionsverbundenen Mitgliedern zu Vereinsaustritten. Der Verein blieb aber weiter auf Erfolgskurs. Der Bau einer eigenen Reithalle wurde erneut angedacht, da die Aktiven inzwischen auf drei Reithallen verteilt waren. Doch vorerst verlief auch dieser Versuch im Sande.
1989 wurde der 65. Geburtstag gefeiert. Der Reitbetrieb wurde mittlerweile in der Reithalle Storm in Töven abgehalten, die Voltigierer waren weiterhin in Mehrhoog.


1992 – Vereinskrise

1992 kam es anlässlich des erneut voran getriebenen Reithallenbaus zur großen Vereinskrise. Es wurde der Bau einer Reithalle auf dem Gelände Storm vorangetrieben, der Standort Hülshorst nicht mehr diskutiert. Auf der einberufenen Generalversammlung plädierte ein großer Teil der Aktiven für den Standort Storm. Die Einstellung vieler anderer Mitglieder stand dem entgegen. Der Vorstand trat daraufhin zurück. Nun war guter Rat teuer.
Es kam zu zahlreichen Vereinsaustritten. Viele wechselten zum neu gegründeten Reiterverein Kattenhorst und so Mancher wollte schon die Totenglocke für “von Lützow” läuten. Die Mitglieder jedoch gaben nicht auf. Viele alte Hamminkelner Bürger traten wieder in den Verein ein.
Am 19. Oktober 1992 fand im Reiterstübchen am Reitplatz eine Versammlung statt, auf der sich der Vorstand zunächst kommissarisch selbst ernannte.
Willi Hülsken wurde neuer 1. Vorsitzender. Die weiteren Vorstandsmitglieder waren Paul Stockmeier, Dr. Heinrich Bahrenberg, Paul Heweling, Heinrich Höpken, Paul Wagner, Michael Arera, Manfred und Inge Majert, Dorthe Müller-Neuhöffer, Gerd Flores, Eva Krause, Emil Janke, Christa van der Linde, Hugo Bovenkerk, Sabine Fabritz und Johannes Heggemann. Diese Wenigen nahmen die Arbeit wieder auf.

Die Voltigierabteilung um Dorthe Müller-Neuhöffer war recht groß, aber es gab nur wenige aktive Reiter. Dr. Heinrich Bahrenberg baute eine Jugendreitergruppe auf, die im Sommer 1993 von Johann Hülsmann übernommen wurde. Im selben Jahr wurde das Sommerturnier erstmalig wieder von der Feldschlösschen Brauerei in Hamminkeln unterstützt. Ein so großes Turnier war ein enormes Wagnis für so einen kleinen Verein, doch es wurde – wie auch die folgenden – zu einem großen Erfolg, was nicht zuletzt ein Verdienst des neuen Vorstandes war. Langsam begann der Verein sich zu erholen. Nach und nach stieg die Zahl der aktiven Reiter wieder an.

Ein weiterer Meilenstein in der Vereinsgeschichte war der Kutschenkorso im Jahre 1994. Hans-Josef Weßling organisierte über 60 größtenteils historische Kutschen, die mit stilechter Anspannung rund 2000 Pferdefreunde beim Sternmarsch zum Hamminkelner Rathaus und auf dem Reitplatz in der Hülshorst erfreuten.


1996 – Reithalle in der Hülshorst

Der Bau einer eigenen Reithalle am Reitplatz in der Hülshorst war das Ziel des neuen Vorstandes, da erkannt wurde, dass ein Verein ohne eigene Reithalle an Attraktivität verlieren würde.
Bereits im Winter 1992/93 fanden erste Sondierungsgespräche mit den Behörden statt. Jedoch zog sich das Genehmigungsverfahren noch einige Zeit hin, so dass die Halle erst 1996 gebaut werden konnte.
Dank großer Eigenleistung und der finanziellen Unterstützung von Sponsoren konnte am 15. Dezember 1996 das Richtfest gefeiert werden. Nach dem Abschluss weiterer Ausbauten fand am 20. September 1998 die offizielle Einweihung der Feldschlösschen-Halle statt. Sie wäre ohne die Zeit und den Mut von Willi Hülsken und dem damaligen Geschäftsführer Alois Büning wohl nicht gebaut worden.

Seitdem die Halle genutzt werden kann, hat das Vereinsleben Fortschritte gemacht. Viele ehemalige Mitglieder kehrten zurück, neue konnten gewonnen werden. Sogar eine neue Fahrabteilung wurde 1995 durch Dr. Heinrich Bahrenberg ins Leben gerufen. Der Reitplatz wurde durch Anpachtung einer benachbarten Fläche um einen Fahrplatz erweitert. 1998 und 1999 konnten der Voltigierabteilung zwei neue Voltigierpferde zur Verfügung gestellt werden. Der Vereinsraum wurde in Eigenleistung fertig gestellt. Karin Schlarhorst-Schulten baute eine sehr erfolgreiche Pony-Abteilung auf und auch im Großpferdebereich erfreuen sich die angebotenen Reitstunden wachsender Beliebtheit.

In der Voltigierabteilung musste im Jahr 2002 das dritte Voltigierpferd ausgetauscht werden. 2003 stieg die erste Gruppe zu den C-Gruppen auf, 2004 folgte ihr die zweite Gruppe. Im Sommer desselben Jahres fand anlässlich der 850-Jahr-Feier Hamminkelns wieder ein großer Kutschenkorso statt, der zu einem weiteren Höhepunkt der Vereinsgeschichte wurde. Zahlreiche Kutschen trafen sich nach der Vorstellung am Rathaus wieder in der Hülshorst, wo ein gelungenes Programm die Veranstaltung abrundete. Reitlehrerin Monika Ludwig studierte hierfür mit 15 Reitern eine Quadrille ein und zeigte sich auch verantwortlich für das hervorragend inszenierte Märchen, das zur Weihnachtsfeier von allen Abteilungen gemeinsam aufgeführt wurde.
Zu den regelmäßigen Vereinsveranstaltungen gehören heute neben dem traditionellen Wurstreiten und -essen, das große Sommerturnier, ein Pony- oder Freizeitreiterturnier und ein Nachwuchs-Voltigierturnier.


2024 – 100 jähriges Jubiläum 

 

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